Leben 2.0,  Lifestyle

Es wurde ruhig um mich…Mein Anfang ins Leben 2.0

Lange habe ich überlegt, wie ich anfange zu schreiben. Wie ich euch erzählen möchte, warum es dieses Jahr so ruhig hier auf dem Blog wurde, warum ich all meine Vorsätze wieder mehr zu bloggen einfach so über den Haufen warf und mich einfach mal auf mein Leben konzentrierte. Jetzt dachte ich mir, ich tippe einfach mal los um euch auf den neusten Stand zu bringen. Dieses Jahr startete eigentlich vielversprechend, ein toller Jahreswechsel in nem neuen tollen Team und ich fühlte mich nach langem nicht mehr beruflich ausgelaugt. Ich hatte mir das Jahr davor ja meine heiß ersehnten Dreadlocks gegönnt und konnte es kaum erwarten sie dieses Jahr endlich in den Urlaub auszuführen. Wir freuten uns auf unser Festivaljahr, mehrere Konzert- und Festivalkarten hingen zuhause, schon wartend auf die kommende Saison und mir ging es richtig gut!

Und dann kam der erste Lockdown…..

Ich belächelte das Ganze am Anfang noch, dachte das würde schnell vorbei sein und Corona ist nichts weiter als ne etwas stärkere Vogelgrippe, oder eher ne Fledermausgrippe. Als die Zahlen sich aber noch mehr anspitzten und wir die ersten Vorschriften in der Arbeit bekamen, war ich plötzlich stinksauer. Ich hatte es satt, abends zur Ausgangssperre, in einer Ubahn zu sitzen, in der Jugendliche ihren Jungesellenabschied oder sogar den 18 Geburtstag feierten. Ich war sauer, warum sie so ignorant sind meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Dabei ging es mir gar nicht darum, dass ich mich mit Corona anstecke – Nein, mir ging es eher darum, dass ich positiv bin und meine Schützlinge auf der Arbeit anstecke. Beide Lungenvorerkrankt, teils voll beatmet, für die Beiden ist Corona einfach das sichere Todesurteil.

Privat ging das ganze ja noch, man traf sich nur mit den engsten Freunden. Natürlich im geschützen Raum zuhause. Begrüßte sich mit einem Ellenbogenschlag und setzte sich mit etwas Abstand aufs Sofa, während die Balkontüre offen war. So konnte man das zuhause Sitzen auch etwas angenehmer gestalten. Dennoch kam noch dazu, das ich mich zunehmend unwohler in meiner Haut fühlte. Wobei ich jetzt nicht sagen will, dass ich mich selbst nicht mag. Nein, ich mag es eher nicht, dass ich kaum noch in den zweiten Stock laufen kann, ohne oben ein Sauerstoffzelt zu brauchen. Dass ich nicht die 6km mit dem Fahrrad in die Arbeit fahren kann, weil ich einfach keine Puste habe. Das war das was mich nervte. Wahrscheinlich war der ausschlaggebende Punkt, dass ich nicht mehr zum Ausgleich ins Fitnessstudio konnte und nur noch zuhause vor dem Rechner saß, wenn ich nicht schlief oder auf der Arbeit war.

Und dann kam der Entschluss…

Ich hab mich entschlossen zum Arzt zu gehen und abzuchecken, wie ich am besten was gegen die Luftnot tun kann. Da mehrere Diäten über die Jahre hinweg immer fehl schlugen, entschloss ich mich nun den Pfunden wirklich den Kampf anzusagen. Leider kam ziemlich schnell die Ernüchterung, da ich mit den vielen Diäten meinen Stoffwechsel gänzlich über den Jordan schickte. Ich hab mir das Hungergefühl abtrainiert. Hab eigentlich nur noch aus Langeweile, Lust oder Frust gegessen.

Da mir leider auch noch die Zeit im Nacken sitzt, bleibt mir nur noch der Ausweg über eine Bariatrische OP.Ich weiß, einige denken sich jetzt sicherlich, Ernährungsumstellung und Sport das würde es schon tun. Nein, Ich bin einfach stark übergewichtig. Der Kinderwunsch erfüllt sich so übergewichtig leider auch nicht so einfach. Die Kinderwunschklinik kann uns mit meinem Übergewicht leider nicht helfen und ich bräuchte also einen annähernd normalen BMI. Also heißt es mindestens 70kg müssen runter und das in den nächsten 5 Jahren. Meinen letzten 5 stark fruchtbaren Jahren.

Somit begann für mich eine Arztodyssee. Fast jede Woche hatte ich einen Arzttermin, bei der Adipositassprechstunde, beim Frauenarzt, beim Endokrinologen, in der Chirurgie, in der Psychosomatik und und und. Das alles natürlich neben der Pandemie und der Arbeit. Somit hatte ich kaum noch Zeit für meine große Liebe, meinen Blog. Und sind wir mal ehrlich, wenn man den ganzen Tag zuhause hockt, teilweise die Läden nicht offen haben, was soll man denn bitte auch noch schreiben? Über Corona an sich wollte ich nicht berichten, es gab schon genug Plattformen dafür. Nachdem sich das jetzt aber so weiterzieht, musste ich euch mal auf den neusten Stand bringen. Oder es mir einfach mal von der Seele schreiben.

Nach dem ersten Lockdown…

Zwar gab es über den Sommer eine Lockerung, dennoch war nichts beim Alten. Alle großen Veranstaltungen wurden abgesagt, wir machten statt einen Festivalurlaub einen kleinen Urlaub bei meiner Familie und tankten Kraft für den kommenden Winter. Denn uns war ziemlich schnell klar, das wir noch nicht über den Berg waren und es sicherlich nochmal schlimmer wird. Leider hat sich das auch noch bestätigt und nun sitzen wir wieder im Lockdown light.

Das einzige was ich im Sommer unternommen habe, neben den ganzen Terminen waren die Treffen mit der Adipositas Selbsthilfegruppe der Charite. Nein wir sitzen da nicht im Stuhlkreis alla „Hey, ich bin die Sarah und ich bin fett….“ Wir reden lediglich über alles was uns bewegt, auch fachlich über die Eingriffe. Viele Teilnehmer sind bereits operiert, haben viel abgenommen aber müssen dennoch aufpassen, dass sie ihr Gewicht nun halten. Einige vertragen jetzt nicht mehr alle Lebensmittel. Und dann gibt es Leute wie mich, die noch ganz am Anfang stehen und auf ihre OP hinarbeiten.

Es liegt nicht an meinem Erscheinungsbild…

Oft wurde mir an den Kopf geworfen, dass ich das doch nur machen, weil ich so aussehe wie ich aussehe. Das muss ich klar verneinen. Ich hab mich so angenommen und schwamm mit auf dieser „Body Positivitiy Welle“. Ich mochte mich so, fand toll, dass ich in Shops wie Happysize alle möglichen Kleidungsstücke finde, die auch „Dünne“ tragen. Sogar im Bikini traute ich mich ins Schwimmbad und an den Strand. Auch mit Sauna und FKK hatte ich nie ein Problem. Wäre nur diese doofe Luftnot und die fehlende Ausdauer nicht. Zwischenzeitlich machte ich sogar Ausdauertraining, was leider nur temporär eine kleine Besserung brachte. Und die Zeit jede Woche dreimal ins Fitness zu rennen hatte ich leider nicht, wenn ich mal wieder 6 Nächte am Stück arbeitete. Prinzipiell bin ich immer noch total dafür, dass man seinen Körper mit all den Macken und Dellen, Narben und Pickeln annimmt. Denn genau das macht einen jeden von uns aus. Muttermale, Cellulite, Narben und Co. gehören zu uns, genauso wie Tattoos und unsere Kleidung. Sie machen uns aus und individuell.

Ich möchte auch nochmal betonen, dass ich keinerlei Vorerkrankungen habe. Weder Bluthochdruck, noch Diabetes, noch Probleme mit den Gelenken. Alles wurde abgeklärt und die Ursache eben in meiner Vergangenheit gefunden. Es ist halt doch nicht gut, dass man ständig eine Diät nach der anderen macht, egal ob Weight Watchers, Kohlsuppe oder FDH (Friss die Hälfte). Ich hätte alles verhindern können, wenn ich in meiner Jugend im hier und jetzt Leben würde und wissen würde, dass eine Ernährungsumstellung das einzige ist was bei mir geholfen hätte. Aber dafür war es leider zu spät. Diäten helfen um temporär über eine kurze Zeit ein paar Pfunde los zu werden. Zum Beispiel um an der Hochzeit der besten Freundin in das gewünschte Kleid zu passen. Aber eben nicht um durchgängig, langfristig Gewicht zu verlieren.

Wie es nun weiter geht….

Dank dem neuen Lockdown Light wurde meine Op erst mehrmals verschoben und dann auch noch abgesagt. Somit heißt es nun abwarten. Online an den Sitzungen meiner Adipositas Selbsthilfegruppe teilnehmen und sich den Frust der ansteht, von der Seele zu reden. Die Entscheidung welche Op ich machen werde, steht schon fest. Somit belese ich mich nun viel, wälze teilweise wieder meine alten Ausbildungsbücher, um so gut wie möglich vorbereitet zu sein, sollte endlich der Anruf der Charite kommen, dass ich endlich zur Op kommen kann. Wirklich Angst hab ich noch nicht davor, ich denke das kommt auch erst kurz vor der Op. Ich glaube es ist teilweise wirklich gut, wenn man weiß, was genau gemacht wird und wie es vollzogen wird. Einmal mehr bin ich glücklich über meine Berufswahl.

Dementsprechend heißt es wieder arbeiten, schlafen, die wenigen freien Tage mit meinem Mann verbringen und Kraft tanken. Denn um ehrlich sein, schlaucht mich das ganze Coronachaos langsam wirklich. Spontanität gibt es ja quasi nicht mehr. Alles was unser Sozialleben ausmacht, ist praktisch auf Eis gelegt und so sitzt man zuhause rum, oder geht  spazieren.

Wenn ihr wissen wollt, was so ungefähr auf mich zukommt, dann könnt ihr auch gerne mal nach Aline Bachmann googlen. Der Ex DSDS Star hat vor ein paar Wochen so ziemlich alles geschafft, was ich vorhabe. Zwar hat sie mittlerweile auch viele Hater, aber Menschen wir mir, schenkt sie täglich die Kraft weiter zu machen, einfach weil man sieht, wie es am Ende aussieht. Man verliert das Ziel nicht so schnell aus den Augen.

Wie lebt ihr mit der Coronakrise?

Eine in Berlin lebende Vollblutfränkin - Gesundheits- und Krankenpflegerin - eine totaler Nerd - sechsfache Katzenmama und seit 2012 der Bloggerwelt verfallen

2 Kommentare

  • Isabell

    Liebe Sarah,
    finde ich ganz toll, dass du so etwas persönliches mit uns teilst. Ich drücke dir ganz fest die Daumen!
    Freue mich immer sehr über neue Beiträge von dir!

    Liebe Grüße, Isabell

    • Sarah Morgan

      Irgendwie hat es mir auch super geholfen, alles mal nieder zu schreiben. Die ganze Wut die sich über das gefühlt ständige verschieben der OP angestaut hat, ist somit endlich weg und ich kann einfach nach vorne blicken. Mal sehen wann es endlich los geht dann. Liebe Grüße und Danke dir!

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden.